Der Beginn des Aufschwungs?

Mainburger Handballer verlieren zwar, aber Team „wie ausgewechselt“

Zwar stand am Ende der Partie beim Tabellenführer ein relativdeutliches 36:30 für den Gastgeber aus der Innstadt auf der Anzeigentafel, aber man konnte in den Gesichtern der Landesliga-Herren des TSV Mainburg erkennen, dass sich diese Niederlage, zumindest emotional, eher wie ein Sieg angefühlt hatte. „Man hat gesehen, dass die Jungs heute richtig Spaß am Handball hatten, so kann´s weitergehen!“, so Hans Fischbäck, einer der mitgereisten Fans aus der Hallertau,kurz nach dem Spiel – aber von Anfang an:

Nachdem ja, wie bereits mehrfach berichtet wurde, der ehemalige Chefcoach der ersten Herrenmannschaft, Semir Hadzidulbic, am Dienstag das Handtuch geworfen hatte, sprang kurzfristig Jan Klaus in die Presche und übernahm ohne Umwege die Leitung des Teams. Man hatte sich vorgenommen, unter der Woche bestmöglich zu trainieren und sich „auf das wesentliche zu konzentrieren“ – nicht ganz so einfach, wenn man bedenkt, dass den Mannen um Linksaußen Dominik Joekel, wie in der letzten Zeit so häufig, wieder einmal die Halle wegen Wartungsarbeiten gesperrt wurde und somit kein kontinuierlicher Trainingsbetrieb möglich war. Nichtsdestotrotz nutzte das Team die Zeiten, die zur Verfügung standen und setzte sich auch am Vorabend des Spieltags geschlossen vor den Bildschirm, wo Jan Klaus seinen „Schlachtplan“ für die anstehende Partie präsentierte. Bereits hier war klar, dass das gesamte Team ihrem neuen Trainer Respekt und Dankbarkeit für die kurzfristige und absolut nicht selbstverständliche Übernahme dieses so wichtigen Postens zollte und so nahm jeder Spieler Hinweise, Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge voller Konzentration an – gute Voraussetzungen, um es mit dem Tabellenprimus aus Simbach aufnehmen zu können.

Die lange Anreise in die österreichische Grenzstadt wurde dann auch wieder genutzt, um letzte Kleinigkeiten, sowohl im Angriffs- als auch im Abwehrspiel, zumindest in der Theorie, zu optimieren.

Und so startete das Match in einer, für Corona-Verhältnisse, gut gefüllten Halle und war von Anfang an von kämpferischem, harten, aber technisch starken Handball auf beiden Seiten geprägt. Tor um Tor lieferten sich Simbach und Mainburg ein Duell auf Augenhöhe und hätten die Gäste aus der Hallertau nicht wieder zu viel mit ihrer Chancenverwertung (zwei Siebenmeter, mehrere Würfe frei vom Kreis ohne Zählbares) zu kämpfen gehabt, dann wäre man sogar bereits nach gut zehn Minuten mit zwei Toren in Führung gewesen. Bereits in dieser Spielzeit war klar, dass der Fokus des Angriffsspiels der Simbacher auf genau zwei Personen liegt: Lukas Eichinger, Spielmacher und Strippenzieher der Gastgeber und Jan Josef, der bundesligaerfahrene Berufshandballer aus Prag, der drei der vier ersten Treffer für sein Team auf Rückraum links erzielen konnte. Dann, in der zwölften Minute, kam es zu einem bitteren déjá-vu, als Lukas Schmargendorf in einer Abwehraktion den berühmten „Schritt zu langsam“ war, Lukas Eichinger nur noch mit einem unglücklichen Griff in den Wurfarm vor dem sicheren Gegentreffer stoppen konnte und mit glatt Rot von der Platte ging. Déjá-vu darum, weil genau das gleiche im letzten Auswärtsspiel in Simbach passiert war und die Mannen um Abwehrspieler Alex Rieder danach einfach zu lange brauchten, um sich defensiv auf die neue Situation, ohne den, so wichtigen, Zwei-Meter-Mann aus Regensburg, umzustellen.

Und auch in dieser Partie ging diese Umstellung einfach zu langsam und Simbach hatte einen 5:0 Lauf, der das Spiel, im Nachhinein betrachtet, für die Mainburger frühzeitig entscheiden hätte sollen. So ging man, anstatt auf Augenhöhemit dem Gegner, mit einem Acht-Tore-Rückstand in die Pause.

Klaus holte sein Team zusammen, sprach die Probleme an, stellte die Abwehr wieder etwas um und forderte nur eines: Weiterkämpfen bis zum Schluss und egal wie das Spiel ausgeht, man solle zu keiner Sekunde das Gefühl haben, die Mannschaft hätte sich aufgegeben. 

Diese Ansage schien definitiv Wirkung gezeigt zu haben, die Mainburger gingen mit breiter Brust aus der Kabine und kämpften sich in der zweiten Halbzeit Tor um Tor zurück ins Spiel und zwei TSV´ler stachen aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung besonders hervor: Hannes Möser im Kasten hielt einen freien Ball nach dem anderen und im Angriff legte Moritz Berndl auf Rückraum links auf einmal los, als ginge es um Leben und Tod: 14 Tore standen irgendwann für den Youngster aus Nandlstadt auf dem Zettel. Nach einem offenen Schlagabtausch über lange Phasen der zweiten Halbzeit kämpfte sich Mainburg wieder zurück insSpiel und als der Abstand nur noch vier Zähler betrug, zog der Coach der Simbacher die Notbremse und nutzte sein Timeout. Anders als im Bericht der Gastgeber, die selbstbewusst das allseits bekannte „Pferd, das nur so hoch springt, wie es muss“ zitierten, konnte man der Mannschaft in Wirklichkeit ansehen, dass ihnen klar war, dass die Partie noch lange nicht gewonnen war. Das Timeout zeigte trotzdem seine Wirkung und Simbach zog nach einem 2:0-Lauf wieder auf sechs Tore davon, ehe dann in der 52. Minute Alex Rieder, ebenfalls mit glatt Rot, vom Platz flog und das Spiel entschieden war und Simbach den Vorsprung locker über die Zeit bringen konnte. Wer jetzt allerdings dachte, die Mainburger würden die Köpfe hängen lassen und bedrückter Stimmung das Feld räumen, der hatte sich geirrt: Jedem einzelnen Spieler sah man den Stolz auf die erbrachte Leistung in dieser schwierigen Situation an und der allseits vermisste „Spaß am Handball“ schien wohl wieder Einzug in die Herzen des TSV erhalten zu haben.

„Ich bin mit der Leistung meiner Jungs mehr als zufrieden, vor allem im Angriff haben wir gezeigt, dass wir uns auch gegen starke Gegner nicht verstecken müssen. Nichtsdestotrotz müssen wir an einigen Punkten hart arbeiten, besonders die Chancenverwertung legt uns immer wieder unnötige Steine in den Weg und solch unglückliche rote Karten gibt es auch nicht, wenn wir in der Abwehr einfach noch kompakter stehen.“, so der neue Cheftrainer, Jan Klaus, der sichtlich erleichtert war, dass seine Feuertaufe so gut verlief.

Diesen positiven Schwung gilt es nun mitzunehmen, wenn am kommenden Samstag, die aus BOL-Zeiten, altbekannte und ebenfalls noch sieglose Spielvereinigung aus Altenerding nach Mainburg kommt. 

Die Tore: Möser Florian(1), Joekel Dominik (2), WürflChristoph (1), Claussen, Henry (1), May Marius (4), Heim Maximilian (4), Berndl Moritz (14), Kaulitz Luca (3)