„Es wird Zeit für eine Veränderung“ – Mainburgs Erfolgstrainer sieht sich nicht mehr in der richtigen Position
Das war sowohl für die Spieler, als auch für die Offiziellen der Handballer des TSV Mainburg, eine Nachricht, mit der zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet hat: Der langjährige Erfolgstrainer und sportliche Leiter der Handballabteilung, Semir Hadzidulbic, bat im Rahmen eines gemeinsamen Gesprächs mit der Vorstandschaft, um sofortige Beendigung seiner Anstellung als Coach der Landesliga-Herrenmannschaft. Die Entscheidung, so der ehemalige jugoslawische Nationalspieler, stand bereits seit gut einem Monat fest: „Ich habe einfach gemerkt, dass sowohl bei mir,als auch bei den Jungs nach so vielen Jahren die Luft raus ist und bevor das Verhältnis zwischen mir, der Mannschaft und der ganzen Abteilung auf kurz oder lang Schaden nimmt, habe ich mich schweren Herzens zu diesem Schritt entschieden. Freundschaften und der Erfolg der Mannschaft sind wichtiger,als die Position eines einzelnen.“, so Hadzidulbic nach seinem Rücktritt. Dass sich das Gespräch allerdings erst jetzt ergeben hatte, lag einzig und allein daran, dass Kapitän und Vorstandsmitglied Marius May die letzten Wochen im Urlaub war und „Tuce“, wie Hadzidulic von seinen Freunden genannt wird, ihm diese Nachricht nicht „zwischen Tür und Angel“ übergeben wollte.
Höchsten Respekt und Anerkennung für die Entscheidung
„Dass sportlich momentan der Wurm drin ist und man sowohl dem Trainer, als auch den Spielern eine gewisse „Müdigkeit“ im gesamten Trainings- und Spielbetrieb anmerkt, mussten wir leider schon länger beobachten. Dass daher demnächst eine Veränderung anstehen müsse, war auch klar, aber damit, dass Tuce die gesamte Verantwortung auf sich nimmt und mit seiner Entscheidung den Weg für einen grundlegend neuen Impuls in der Herrenmannschaft bereitet, damit haben wir zu diesem Zeitpunkt einfach nicht gerechnet.“, so Fabian Kuhns, Abteilungsleiter der Handballer, der die Neuigkeiten offensichtlich immer noch verarbeiten muss. „Ich habe die Nachricht gestern im Training meiner Mannschaft überbrachtund der Schock saß zunächst natürlich tief, allerdings war allen Spielern anzusehen, dass die Entscheidung von Tuceihren höchsten Respekt und Anerkennung verdient hat. Es ist ein Beispiel für die starke Persönlichkeit unseres Trainers und dass das wohl der Mannschaft für ihn nach wie vor höchste Priorität hat. Ohne ihn wäre kein einziger von uns auf dem Niveau, auf dem sich das Team mittlerweile befindet und das ist der Verdienst seiner jahrelangen, harten Arbeit mit uns.Dafür ist ihm jeder von Herzen dankbar.“, so Kapitän May über seinen „Ausbilder“ in den letzten knapp zehn Jahren.
Vollblut-Handballer, Respektsperson und Visionär
Semir Hadzidulbic lebt den Handballsport wie kein zweiter: Als ehemaliger jugoslawischer Jugendnationalspieler wuchs ermit dem „Handball in der Hand“ auf und seine Einstellung „seinem“ Sport hat sich im Laufe seiner großartigen Karriere in der Heimat – und dann in Deutschland, auch nicht verändert. Diesen „Spirit“ hat der Bosnier in seiner aktiven Zeit als Spieler in Mainburg, und später auch als Trainer und sportlicher Leiter, nie verloren und war immer ein Freund von hohen Zielen und Visionen. So wollte er bereits zu Beginn seiner Trainertätigkeit auf kurz oder lang eine konkurrenzfähige Landesligamannschaft in Mainburg formen, was er, über die vielen Jahre seiner Amtszeit, auch geschafft hat. Mainburg, das „gallische Dorf“, mit seinen 15.000 Einwohnern, hat sich zu einer echten „Nummer“ in der zweithöchsten bayrischen Spielklasse, der Landesliga, entwickelt. Auch außerhalb seiner Trainertätigkeit hat er mit seinen tollen Ideen immer wieder für neue Impulse gesorgt und war Antreiber für viele Dinge, die heute für die ganze Abteilung fast selbstverständlich sind: Ein stetig aktualisiertes Stadionmagazin mit vielen persönlichen Geschichten, ein öffentlichkeitswirksames Auftreten bei Veranstaltungen, verschiedene Events, bei denen auch Fans und Sponsoren eingebunden wurden und zu guter Letzt das Rekrutieren von neuen Spielern, die er einzig und allein mit seiner Begeisterung für den Handballsport in die Hopfenstadt Mainburg geholt hat. All das sind nur Beispiele für das, was der, hauptberuflich als Außendienstmitarbeiter für Kinderwägen tätige Bosnier, in seiner Zeit in Mainburg,bewegt hat. Damit habe er sich in „seinem“ Verein ein Denkmal gesetzt, so Jasmin Schmid, ebenfalls Teil der Abteilungsleitung, über ihren jahrelangen Weggefährten.
Nachfolger aus den eigenen Reihen mit Trainererfahrung
Da man sich in der Abteilungsführung bereits seit längerem Gedanken machen musste, wie es denn zukünftig im Falle eines Trainerwechsels weitergehen würde, gab es in der näheren Vergangenheit bereits das ein oder andere „Brainstorming“ und schnell wurde man sich einig, dass, im Falle des Falles, nur jemand aus den eigenen Reihen kurzfristig das Ruder übernehmen könne. „Es müsste jemand sein, der das Team kennt, der den nötigen Respekt hat, der das nötige handballerische Wissen mitbringt und der auch kurzfristig verfügbar sein würde. Da kamen wir relativ schnell auf eine Person: Jan Klaus. Jan wird, aufgrund seiner schweren Knieverletzung, zumindest in den nächsten zehn bis zwölf Monaten, nicht Handball spielen können und wir wollen ihn als Menschen und Handballer unbedingt in dieser, für ihn sehr schweren Zeit, an den Verein und das Team binden und daher war er für uns, allein aus diesem Gesichtspunkt, eine tolle Option, welche wir benötigen würden, wenn es zu einem Wechsel im Traineramt kommen würde.“, so Kuhns über die Gedankengänge innerhalb der Abteilungsführung. Dass Klaus allerdings nicht nur aufgrund seiner Verletzung und damit verbundenen „Freizeit“ der richtige Mann für den Job sein könnte, hat er bereits bei der Damenmannschaft beweisen dürfen: Nachdem vor zwei Jahren lange kein Nachfolger für Patrick Nijhof (ehemaliger Trainer der Damen) feststand, übernahm Klaus zusammen mit Marius May die Damenmannschaft und hat dort durch sein ruhiges und konzentriertes Auftreten und seinen breitgefächerten Handballverstand viel bewegt und sich den Respekt der „Handballmädels“ erarbeitetet, was eine tolle Basis für seine neue Aufgabe bilden kann. „Marius und Fabian hatten mich bereits ein paar Mal darauf angesprochen, ob ich mir denn eine Zukunft als Trainer in Mainburg vorstellen könne – jetzt, wo ich zumindest für die längere Zeit, nicht mehr aktiv spielen kann. Ich war überzeugt von der Idee, da ich mir selbst darüber bereits Gedanken gemacht hatte, eine Mannschaft zu übernehmen. Dass es jetzt aufgrund von Tuces Rücktritt so schnell gehen würde und ich gleich so eine Aufgabe übernehmen würde, damit hatte ich auch nicht gerechnet. Es macht mich sehr traurig, dass Tuce nicht mehr am Spielfeldrand stehen wird, aber ich freue mich trotzdem riesig, dass ich meine Jungs zukünftig von der Bank aus unterstützen kann.“, so der gebürtige Pilsener.
Ob der Trainerwechsel kurzfristig eine Trendwende im Spiel der Herren bringen wird, wird sich zeigen, allerdings sei Priorität Nummer Eins für die Mainburger, erst einmal wieder den nötigen „Spaß am Handball“ zu haben – das war aus Sicht vieler Spieler das größte Problem in den letzten Monaten.„Wir haben aktuell keinerlei Druck, rückblickend auf die ersten drei Saisonspiele kann es eigentlich nur bergauf gehen und das haben wir auch an Jan und die Mannschaft so kommuniziert. Wir leben von unserem Teamgeist und der Liebe zu unserer Sportart und nun gilt es, wieder in dieses Fahrwasser zurückzukommen und der Rest wird sich zeigen, die Saison ist noch jung.“, so Fabian Kuhns abschließend. Das erste Spiel unter neuer Leitung findet bereits am kommenden Samstag statt, wenn die TSV-Handballer nach Simbach reisen.