Auf den ersten Blick befindet sich der TSV Mainburg aktuell, zumindest im Herrenbereich, in einer wahren Krise: Nachdem das Team viele Jahre eine feste Größe in der Landesliga war, droht nun nach dem freiwilligen Rückzug in die BOL sogar der Abstieg in die Bezirksliga. Dass trotz der vermeintlich dramatischen Situation bei den Herren eine gewisse Euphorie in den Reihen der Mainburger herrscht und dass man mehr als zuversichtlich in die Zukunft blickt, erklären die beiden Vorstände Fabian Kuhns und Marius May. Aber der Reihe nach.
Neue Marschroute mit klarem Fokus auf der eigenen Jugend
Seit mittlerweile vier Jahren leiten das Duo Kuhns/May, beide selbst noch aktive Spieler, die Handballabteilung des TSV Mainburg und bereits bei Amtsantritt kommunizierten die beiden offen, in welche Richtung es langfristig gehen müsse: „Wir haben es leider über viele Jahre nicht geschafft, junge, talentierte Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den Erwachsenenbereich zu integrieren und irgendwann kam der Zeitpunkt, wo wir schmerzlich feststellen mussten, dass unser jüngster „Leistungsträger“ im Herrenteam langsam aber sicher auf die 30 zugeht. Vor allem während unserer Zeit in der Landesliga ist uns das immer wieder auf die Füße gefallen: Keine Pausen für die Stamm Sechs, weil leider keine „jungen Wilden“ auf der Bank ihre Spielzeit forderten. So waren 60-MinutenSchichten für viele von uns der Alltag und dafür fordert der Körper irgendwann seinen Tribut.“, so Marius May, ehemals lange Jahre selbst Kapitän im Landesligateam. Deswegen gabs für die beiden Neu-Vorstände nur eine Option: „Back to the roots“ war das Motto: aus einer professionellen Jugendarbeit heraus langfristig wieder ein wettbewerbsfähiges BOL-, perspektivisch Landesligateam zu formen – mit allen Konsequenzen: „Wir wussten, dass damit auch zwangsläufig ein gewisser Leistungsverlust im jetzigen Herrenteam verbunden sein würde, da wir im ersten Schritt auch auf externe Spieler verzichten wollten, um unserem „Eigengewächs“ überhaupt die Möglichkeit zu geben, auf ihre Einsatzzeiten zu kommen.“, ergänzt Fabian Kuhns.
„Nur Handball“ reicht heute nicht mehr aus
Dass der Sport alleine heutzutage nicht mehr ausreicht, um junge Spielerinnen und Spieler langfristig an den Verein zu binden, haben die beiden Neu-Vorstände schnell erkannt und von Anfang an versucht, innerhalb der Abteilung ein gewisses, familiäres Verhältnis zu schaffen: „Wir sprechen bei uns immer von der Mainburger Handballfamilie – und das leben wir auch: Wir versuchen, alle aktiven und passiven Mitglieder der Abteilung zusammenzubringen, bei gemeinsamen Events, bei Ausflügen und auch bei unseren Heimspieltagen und das Ergebnis daraus ist atemberaubend: Wir haben es geschafft, dass sich bei aktuell ca. 150 aktiven Spielerinnen und Spielern fast jeder untereinander kennt und dadurch eine großartige Euphorie innerhalb der Abteilung entstanden ist. Dadurch schaffen wir es, Kinder, Jugendliche und sogar die Eltern langfristig an den Verein zu binden.“, so May weiter. Und das scheint sich zu „lohnen“: „Wir melden für die kommende Saison wahrscheinlich insgesamt acht Jugendmannschaften – eine unfassbare Zahl für einen so kleinen Verein.“, so Fabian Kuhns über die Früchte der harten Arbeit. Zusätzlich hat man im Rahmen der intensiven Jugendarbeit ein Patensystem eingeführt, um die Bindung zwischen Jugend- und Erwachsenenbereich zu intensivieren: „Wir stellen jedem Jugend-Team einen Paten aus dem Erwachsenenbereich zur Seite, der dann teilweise das Training begleitet und bei den Spielen als „mentale Stütze“ auf der Bank sitzt, so haben selbst die Kleinsten bereits erste Berührungspunkte mit ihren „Vorbildern“.“, erklärt Fabian Kuhns.
Neuausrichtung geht nicht „von jetzt auf gleich“
Dass die Herrenmannschaft das Aushängeschild der Abteilung ist und dass der externe Fokus klar auf den Erfolgen der „Ersten“ liegt, ist den TSV´lern durchaus bewusst, doch May und Kuhns wünschen sich vor allem eines: Geduld. „Man kann das aktuelle Team einfach nicht mehr mit der Landesligamannschaft von 2018 vergleichen, es hat sich innerhalb der Mannschaft personell sehr viel verändert und es müssen sich neue Leistungsträger und Führungsspieler erst noch entwickeln und mit den Herausforderungen wachsen, dass das nicht von jetzt auf gleich geht, ist uns allen bewusst.“, erklärt May und hofft auf Verständnis, sowohl bei den Zuschauern, als auch bei den Sponsoren. Es könne nicht immer nur bergauf gehen und allein des Nachwuchses wegen müsse man die aktuelle „Dürreperiode“ einfach hinnehmen – man müsse mit der Qualität arbeiten, die da sei, ergänzt Kuhns.
Erste Erfolge bereits sichtbar – starkes potential in der Jugend
Mit Maxi Altmann und Sebastian Rauscher habe man es zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder geschafft, gleich zwei Spieler aus den eigenen Reihen vollwertig in den Herrenbereich zu integrieren und das zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei. „Mit Maxi und Sebi haben wir zwei echte Aushängeschilder von professioneller Jugendarbeit in den Herrenbereich hochgezogen, die beiden sind ein absolutes Vorbild für viele junge Spielerinnen und Spielern, denen wir ganz klar signalisieren wollen, dass wir auf die eigenen Leute setzen.“, schwärmt May von den zwei Youngstern im Team. „Wirft man dann noch einen Blick auf das, was da an Qualität in den nächsten Jahren aus der Jugend in den Herren- und Damenbereich kommt, dann sind wir mehr als zuversichtlich, dass wir langfristig wieder hochklassigen Erwachsenenhandball in Mainburg haben werden.“, ergänzt Fabian Kuhns. Besonders hervorzuheben sei die tolle Arbeit der Jugendtrainer – diese seien hauptverantwortlich für die spätere Integration in den Erwachsenbereich.
Handball in Mainburg nach wie vor absoluter Zuschauermagnet
„Begeistert“ sind die beiden Vorstände immer noch von der Unterstützung der Fans und Zuschauer bei den Heimspieltagen: „Auch, wenn das sportliche Niveau nicht mehr das aus Landesligazeiten ist, können wir voller Stolz behaupten, dass die Zuschauerzahlen nach wie vor überdurchschnittlich hoch sind und der Handball in Mainburg für viele mittlerweile zum Standardprogramm am Wochenende gehört.“, erklärt Fabian Kuhns voller Stolz. Dass dies aber nicht allein am Sport in der Hallertauer Mittelschulturnhalle liegt, hat die Abteilung auch schnell gemerkt: „Wir schaffen bei unseren Heimspielen mittlerweile eine Art Eventcharakter und versuchen, den Zuschauern mit verschiedenen Mottos noch mehr zu bieten, als „nur“ Handball und auch das funktioniert hervorragend, unsere „Eventmanagerinnen“ von der Damenmannschaft leisten da einen unglaublich tollen Job.“, ergänzt May.
„Trainerfrage stellt sich für uns nicht.“
„Natürlich werden aufgrund der aktuell schwachen Leistung bei den Herren erste Stimmen laut, die die allseits bekannte „Trainerfrage“ stellen, aber wir können, sowohl aus der Vorstandschaft, als auch von Seiten des Teams mit fug und recht sagen, dass sich diese Frage für uns überhaupt nicht stellt. Wir sind alle von der Qualität von Holger Mundry mehr als überzeugt und sehen, dass er die Jungs intensiv auf die Spiele vorbereitet und die Qualität im Training auch absolut passt. Wir müssen einfach hoffen, dass die Jungs wieder aus dieser Spirale mit so vielen Rückschlägen herauskommen und endlich der Knoten platzt.“, so Tobias Senger, sportlicher Leiter der TSV-Handballer. Nun gilt zu hoffen, dass Max Heim, Christoph Würfl und Co. in den noch kommenden Spielen endlich wieder zurück in die Spur finden und den „Karren noch aus dem Dreck holen.“